St. Laurent s.Sèvre

Der hl. Ludwig Maria und die erste Oberin der „Töchter der Weisheit”

Herbst 1692: Ein 19-jähriger wandert auf der Straße von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne, nach Paris. Er trägt ein schönes neues Gewand und in seiner Tasche spürt er das Gewicht von 10 Goldtalern. Es ist ein weiter Weg von ca. 350 Kilometer zu bewältigen. Siehe da: Ein Armer, der elend aussieht und ihn mit flehendem Blick anschaut, kreuzt seinen Weg. Der junge Mann leert seine Tasche und gibt dem Armen seine 10 Goldtaler. „Es war Jesus selbst, dem ich meinen Schatz gegeben habe”, davon ist Ludwig-Maria, so der Name des Wanderers, überzeugt. Er beschließt mit großer Entschiedenheit, sich von allem zu entäußern, um Jesus ähnlich zu werden. Sein Reiseziel ist das Priesterseminar Saint-Sulpice in Paris. Der Bischof von Poitiers beruft ihn zum Armenseelsorger für das städtische Krankenhaus. Ludwig-Maria findet dort chaotische Zustände vor. In wenigen Monaten aufopferungsvoller Arbeit und trotz des heftigen Widerstandes einflussreicher Leute, gelingt es Ludwig-Maria, wieder geordnete Verhältnisse herzustellen. Von jetzt an gibt es täglich ein gemeinsames Essen. Bald danach begegnet er einem jungen Mädchen, Marie-Louise Trichet, sie stammt aus einer bürgerlichen Familie und will Ordensfrau werden. Ludwig-Maria nimmt sie in die kurz zuvor gebildete Gruppe armer Frauen auf. Am 2. Februar 1703 gibt er ihr eine Ordenstracht, die sie zur Zielscheibe allgemeinen Gespötts macht. Doch sie trägt sie beherzt 10 Jahre lang, bis sie Ludwig-Maria zur ersten Oberin der „Töchter der Weisheit” macht, eines Ordens, der sich nach dem Wunsch ihres Gründers der Pflege von Kranken, Armen und Kindern. Von seiner grossen Marienverehrung zeugt das weltbekannte Goldene Buch, es beinhaltet die Schriften „über die wahre Andacht zur Jungfrau Maria“.