Rosenkranz mit dem hl. Pfr. von Ars

Auf dem Weg nach Ars
Erfahren Sie mehr über das Wirken des hl. Pfarrers von Ars, Johannes-Maria Vianney, anhand von Betrachtungen zu den schmerzhaften Geheimnissen des Rosenkranzes

oder klicken Sie hier, um zur Übersicht zurückzukehren

.

1 ) JESUS, der für uns Blut geschwitzt hat.

Am Abend, bevor Jesus in den Ölgarten geht, Blut schwitzt, verraten, und ausgeliefert wird, versammelt er seine Jünger um einen Tisch, um mit ihnen das Ostermahl zu feiern: „Beim letzten Abendmahle, die Nacht vor seinem Tod, nahm Jesus in dem Saale Gott dankend Wein und Brot." Als Johannes-Maria Vianney am 8. Februar 1818 nach Ars, in das kleine, verlassene Dorf von 230 Seelen kommt, kann er sich schon bei der ersten heiligen Messe ein Bild machen von dem, was ihn hier erwartet: Die Kirche ist bis auf zwei, drei Personen leer. Zehn Jahre war die Pfarrei ohne Gottesdienst und Sakramentenspendung geblieben. Beinahe niemand fragte in Ars nach Gott.  Man liess ihn gelten, gewiss, aber man brauchte ihn nicht und kümmerte sich auch nicht um ihn. Johannes-Maria erinnert sich, was der Generalvikar sagte, als er ihn zum Seelenhirten von Ars ernannte: „Gehen Sie, mein Freund, es ist nicht viel Gottesliebe in dieser Pfarrei. Sie sollen ihr diese bringen."„O könnte ich doch einmal sehen, dass hier unser Herr und Gott geliebt würde! Wie wäre ich glücklich, wenn ich Tag für Tag den allerheiligsten Leib austeilen könnte!" rief er voll Sehnsucht aus. Woher kam diese Sehnsucht, seine Pfarrkinder in der Liebe des eucharistischen Heilands vereint zu sehen? - Es war die Sehnsucht Jesu, von der uns der Evangelist Lukas berichtet: Als die Stunde gekommen war, begab er sich mit den Aposteln zu Tisch. Und er sagte zu ihnen: „ ICH HABE MICH SEHR DANACH GESEHNT, VOR MEINEM LEIDEN DIESES PASCHAMAHL MIT EUCH ZU ESSEN."(Lk 22, 14-15)

Und was war diese Sehnsucht Jesu? Es war die Sehnsucht der Liebe. Diese Sehnsucht aber ist der Heilige Geist. Heiliger Geist, du Sehnsucht nach Liebe, nach Gemeinschaft mit Jesus und unseren Mitmenschen, komm und erfülle uns ganz. Wecke in uns das Verlangen und die Liebe zu Jesus, der in der hl. Eucharistie geheimnisvoll mit uns sein will. Du bist nicht nur die Sehnsucht, du bist auch der, welcher sie erfüllt.

2 ) JESUS, der für uns ist gegeisselt worden

Bevor Jesus gegeisselt wurde, versammelte er seine Jünger zum Mahl der Liebe: „Nehmt", sprach er, „trinket, esset. Das ist mein Fleisch und Blut, damit ihr nie vergesset, was meine Liebe tut." Nach dem Vorbild Jesu wusste Johannes Vianney, dass der sündhafte Mensch vor allem der Liebe bedarf. „Wenn ihr die Menschen ändern wollt, müsst ihr sie lieben; euer Einfluss geht nur soweit, wie eure Liebe." sagte auch dein Zeitgenosse, der grosse Erzieher Heinrich Pestalozzi. – Doch woher diese Liebe nehmen? Der neue Pfarrer wusste, dass wir sie in ausgezeichneter Weise im Sakrament der hl. Eucharistie finden, das nicht ohne Grund auch das „Sakrament der Liebe" genannt wird. Mit sanfter Gewalt flehte er seine Pfarrkinder immer wieder an, ihr erstarrtes und verkümmertes Herz den Strahlen der göttlichen Liebe zu öffnen: „Kommen wir mit Liebe und Vertrauen zu Jesus! Kommt zu ihm, um von ihm und für ihn zu leben! Sagt nicht, ihr hättet zuviel zu tun. Er selbst ruft euch zu: Kommt zu mir, ich will euch erquicken! Könnt ihr dieser liebevollen und zärtlichen Einladung widerstehen? – Sagt auch nicht, ihr wäret nicht würdig. Freilich seid ihr nicht würdig, aber ihr bedürft seiner. Hätte der Heiland an unsere Würdigkeit gedacht, dann hätte er dieses Sakrament der Liebe überhaupt nicht eingesetzt, weil niemand dessen würdig ist. Er hat aber an unsere Bedürftigkeit gedacht, und wir alle bedürften seiner."

Ars begann sich zu wandeln. Die Kirche füllte sich von Jahr zu Jahr mehr, die Sonntagsarbeit verschwand und die Trunksucht ging zurück. Die Wirtshäuser mussten zuletzt ihre Türen schliessen, das Fluchen wurde seltener, ebenso liessen die häuslichen Streitigkeiten nach. Langsam begann sich das Leben in Ars um den Herrn in der Kirche als seinem Mittelpunkt zu drehen. „Ars ist nicht mehr Ars" wird Johannes-Maria Vianney nach zehnjährigem Bemühen selber sagen können. Doch wer hat diese Wandlung in Wahrheit bewirkt? Derjenige, der die Wandlungskraft selber ist und daher vor jeder Wandlung auf die Gaben herab gerufen wird: der Geist der Liebe, ohne den, das Sakrament der Eucharistie nicht möglich wäre. Heiliger Geist, Lobpreis und Dank sei dir!

3 ) JESUS, der für uns ist mit Dornen gekrönt worden.

Johannes-Maria Vianney wusste, was es bedeutet, gedemütigt zu werden. Als Pfarrer Balley den neunzehnjährigen Bauernsohn in seine Pfarrschule aufnahm, weil er an die Berufung des frommen Burschen glaubte, hiess es mit viel Jüngeren auf der Schulbank zu sitzen. Während die kleinen Mitschüler ihre Lateinaufgaben munter herplappern, stolpert der Grosse bei jedem zweiten Wort oder bleibt kläglich stecken. Sein armer Kopf will nichts behalten. Wohl helfen sie ihm etwas, doch haben sie wenig Geduld mit dem schwerfälligen Mitschüler. Als dieser wieder einmal nicht begreifen kann, schlägt ihn einmal einer mit der flachen Hand zornig ins Gesicht. Johannes, obwohl selbst aufbrausend und von lebhaftem Temperament, wirft sich dem Zwölfjährigen zu Füssen und bittet ihn um Verzeihung. Der kleine Zornmeier ist davon so betroffen, dass er sich unwillkürlich dem vor ihm Knienden in die Arme wirft. Noch nach 50 Jahren hat dieser als Bischof in Nordamerika erklärt, er werde den Kniefall und den Ton in der Stimme Vianneys nie vergessen. Seine ganze Studienzeit war eine einzige Demütigung. Im Priesterseminar macht er noch betrüblichere Erfahrungen. Wenn er mit seinen treuherzigen Augen die Professoren hilflos anblickte und nicht einmal die Fragen verstand, erschallte auf den Bänken seiner Mitschüler wieherndes Gelächter, während er tief beschämt seine Augenlider senkte. Er, der vor Eifer glühte, Seelen zu retten, wurde für unfähig erklärt, Priester zu werden und aus dem Seminar entlassen. Ein furchtbarer Schlag für den Neunundzwanzigjährigen. Nur dank einem Gesuch seines energischen Pfarrers, der mit ihm weiter „büffelte", konnte er endlich beim vierten Mal die Examenshürde schaffen. Nach der Priesterweihe wurde ihm das beichthören wegen mangelnder Kenntnisse vorerst noch verboten, ihm, den bald Abertausende aus allen Teilen Frankreichs, ja selbst aus dem Ausland als Beichtvater aufsuchen werden und nach seiner Heiligsprechung zum Tod zum Patron der Beichtväter erklärt wurde. Vianney, der eine solche Mühe hatte, sich das Schulwissen anzueignen, besass etwas, was all dies weit überragt, etwas, was an keiner Schule gelernt, sondern nur vom Heiligen Geist empfangen werden kann, nämlich die Gabe der Weisheit. Wer ist weise? Von der hl. Brigitta stammt der Satz: „Der ist wahrhaft weise, der nur ein Wort kennt: LIEBE."  - Ja, lieber ein Herz voll Liebe als einen Kopf voll Wissen.

4 ) JESUS, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.

„Dann ging er hin zu sterben am blut’gen Kreuzaltar, gab, Heil uns zu erwerben, sich selbst zum Opfer dar." Was die meisten Menschen in ihrem Leben auch nur annähernd begreifen, das hatte dieser schulisch so schwach begabte Johannes-Maria Vianney verstanden: nämlich, dass man bei sich selbst anfangen muss. (Walter Nigg) Um zwei Uhr nachts steht er auf, betet das Nachtoffizium und dann gibt er sich dem betrachtenden Gebet hin. Um vier Uhr ist er in der Kirche zur Anbetung des Allerheiligsten und verlässt am Anfang seiner Amtstätigkeit erst gegen Mittag die Kirche. Jeden Tag fleht er, oft unter Tränen, zu Gott um die Bekehrung seiner Gemeinde. Nebst seinem Gebet pflegt er eine rücksichtslose Askese: Er begnügt sich mit einer einzigen Mahlzeit am Tag, isst gewöhnlich nur ein wenig Schwarzbrot mit einer oder zwei gekochten Kartoffeln, die er in einem irdenen Topf für die ganze Woche selbst zubereitet und oft von einer Schimmelschicht überzogen sind. Auf der blossen Haut trägt er ein raues Busshemd, das infolge der unerträglichen Reibung bald bräunlichrot gefärbt ist. Seine Nächte dauern nicht länger als drei bis vier Stunden, wobei ihn ein hartnäckiger Husten oft vier-, fünfmal in der Stunde aus dem Bett treibt. Doch bevor er sich auf die Matratze am Boden schlafen legt, schlägt er jeden Tag mit einer eisenspitzigen Geissel unbarmherzig auf seinen nackten Rücken ein, bis das Blut hervorspritzt. - Was trieb Vianney an, gar so etwas zu tun?  Man hatte ihn gelehrt, Gott verzeihe den Sündern schneller, wenn jemand für sie das Sühnegeld bezahlt habe. So meinte man damals unter dem Einfluss des von der Kirche zwar verurteilten Jansenismus, dessen Furcht erregendes Gottesbild bis heute noch nicht ganz überwunden ist. Wie konnte ihm bei dieser Sicht ein Opfer zu gross sein, wenn es als notwendig erschien, um den Zorn Gottes über die Sünder zu besänftigen? Für sie wird er schliesslich täglich volle 16 bis 18 Stunden, mit steifen Gliedern in den dunklen Beichtstuhl eingezwängt, zubringen, in der Hitze des Sommers und in der Kälte des Winters, und all das schmutzige Sündenelend der Menschen über sich ergehen lassen. „…gab, Heil uns zu erwerben, sich selbst zum Opfer dar."

5 ) JESUS, der für uns ist gekreuzigt worden.

„O lasst uns ihm ein Leben von jeder Sünde rein, ein Herz ihm ganz ergeben zum Dankesopfer weihn." Unter Fasten, Wachen, Beten und der Bürde einer übermenschlichen Arbeitslast reift der Pfarrer von Ars seiner Vollendung entgegen…Sein ganzes Wesen wird immer mehr von der alles überstrahlenden LIEBE durchdrungen. Das brennende Verlangen, Seelen zu retten, hat den anfangs so strengen Eiferer immer milder im Urteil gemacht. „Die Heiligen sind weichherzig", sagt er, und eine sanfte Milde verklärt sein Alter. „Von Gott geliebt werden, mit Gott vereinigt sein, leben in der Gegenwart Gottes – o schönes Leben, o schöner Tod!" ruft er beseligt aus. „Wüssten wir, wie sehr uns unser Heiland liebt, wir würden sterben vor Freude. Ich glaube  nicht, dass es so harte Herzen gibt, dass sie nicht ebenfalls lieben würden, wenn sie sich so geliebt sähen." Und ihn, der früher seinen Zuhörern im Geiste seiner vom Jansenismus geprägten Zeit nicht eindringlich genug die Gefahr ewiger Verdammnis vor Augen führen konnte – sogar ihn überkam nun doch die Frage: „Mein Gott, ist es denn möglich, dass du so viele Qualen für die Rettung der Seelen erduldet hast, und diese dennoch verloren gehen?!" Aber die Prägung, die er durch seine religiöse Erziehung und theologische Ausbildung erfahren hatte, war zu tief in seine Seele eingegraben, als dass er im Vertrauen auf Gottes Güte und Barmherzigkeit dem Tod ruhig hätte ins Auge sehen können. „Oh, was ich den Tod fürchte!" gesteht er wenige Tage vor seinem „armen Ende", wie er sich ausdrückte. Er, der im Kampf gegen die Sünde sein Leben aufrieb, fühlte sich dermassen sündig, dass er fürchtete, vor dem Richterstuhle Gottes nicht bestehen zu können. „Ich kann nicht mehr", seufzt er, „die Sünder bringen den Sünder um." 

Doch von mehreren Mädchen, die er in dem für sie gegründeten Waisenhaus aufgenommen und unterrichtet hatte, wird berichtet, dass sie „voller Freude" starben, weil sie nun in den Himmel durften. „O wie froh bin ich!" rief eine, der vor dem Sterben gebangt hatte, „Wie froh bin ich! Wie glücklich wird man durch den Glauben!" Ihre Gefährtinnen stimmten ihr Lieblingslied an, und sie selbst sang mit der Kraft, die ihr verblieben war, mit. Solch schöne Früchte brachte das Leben dieses ausserordentlichen Mannes hervor, der, wie das Schlossfräulein sagte, „voll des Heiligen Geistes „,und das heisst: voll LIEBE war.